Iran 2. Teil (26.10. – 7.11.2010)

Nach 3 Tagen Isfahan geht‘s weiter durch das wunderschön zerklüftete Zagrosgebirge. Wir passieren karge Bergrücken und tiefe, von Bewässerungsgräben durchzogene Täler, wo die Felder sattgrün leuchten. Die Flüsse haben reichlich Wasser und sind auch schön klar, obwohl wir manches Mal erstaunt sind über das sorglose Entsorgen von Abfall in den Flüssen… Wir suchen einen Platz mit Wasserfällen und nach endlos langem durch die Gegend fahren finden wir ihn dann doch noch. In trockenen Gegenden ist Wasser immer wieder faszinierend !

Wir übernachten gleich da und fahren am nächsten Morgen über einen Pass, wo Skilifte (!) auf den Berg führen… und das in der Nähe des persischen Golfs…

Im nächsten Ort stellen wir uns in die Kolonne zum Tanken, als uns ein Lastwagenfahrer in gebrochenem Englisch fragt, ob wir wirklich Diesel brauchen und ob wir noch genug auf der Bezugskarte haben; wir könnten sonst seine brauchen… dieses Angebot nehmen wir gerne an – nur leider geht der Tankstelle gerade in dem Moment der Diesel aus…und wir fahren schon auf der Reserve ! Der freundliche Trucker (Karim) organisiert uns dann aus irgendeinem Hinterhof zwei Kanister voll Diesel, unter der Bedingung, dass wir zu ihm nach Hause Tee trinken kommen…. den Tee gibt‘s dann erst mal bei seinem Bruder, der pensionierter Englischlehrer ist, womit auch die Unterhaltung viel einfacher wird !

Sie erzählen uns von Wasserfällen ganz in der Nähe, die wir alle zusammen anschauen gehen. Dann „müssen“ wir zu Karim nach Hause, wo seine Frau Mittagessen gekocht hat. Feines Huhn mit Granatapfelfüllung…mmh ! Ein weiterer Bruder kommt zu Besuch und wir haben alle Mühe sie zu überzeugen, dass wir nicht über Nacht bleiben werden… aber dieser Besuch ist ein weiteres Highlight hier im Iran !

Essen bei Karim’s Familie

?Wir fahren zu einem Ort, der „verlorenes Paradies“ heisst und sind sehr gespannt, was sich hinter diesem Namen wohl verbirgt ? Es ist ein verwunschenes enges Tal zwischen hohen Felsen durch das ein in viele Arme verästelter Fluss fliesst überwachsen von dichten Bäumen mit verzweigtem Wurzelsystem. Wir springen von einem Stein zum andern und kommen immer höher ins Tal hinauf, ohne dass ein Ende absehbar wird. Wirklich ein spezieller Ort ! -Und da gerade Donnerstagabend ist (=unserem Samstagabend) füllt sich der Platz am Abend mit Iranern aus dem nahen Shiraz, die das Wochenende hier zeltend verbringen. Wir haben wieder viele schöne Kontakte mit diesen offenen putty download , warmherzigen Menschen !

Für den nächsten Tag steht Persepolis auf dem Programm, eine alte, wiederausgegrabene Repräsentationsstadt aus dem alten achämenidischen Weltreich (500 vor Christus). Aber vorher müssen wir dringend noch tanken und finden endlich auch eine Tankstelle wo es – aus der langen Lastwagenkolonnne zu schliessen – auch noch Diesel hat… Wir werden nach vorne gewunken, kommen als erste dran – und ein Lastwagenfahrer spendiert uns die Dieselfüllung erst noch !!!

Nach Persepolis, das an einem Freitag doppelt interessant ist, weil viele Iraner ihren Sonntagsausflug hierher machen und wir alle mögliche Arten an Kleidung zu sehen bekommen – von topmodern bis traditionell – fahren wir ins nahe Shiraz, wo uns ein westlich gekleideter junger Mann mit perfektem Englisch anspricht und uns dann die ganze Stadt zeigt. Offensichtlich einer der reicheren Iraner, der sich auch eine eigene Wohnung (nebst dem Haus der Familie) für die studierende Freundin aus Teheran leisten kann… eigentlich undenkbar, hier offiziell in einer „offenen“ Beziehung zu leben ! Aber in den grossen Städten und mit genügend Geld ist auch hier im Iran fast alles machbar…

Shiraz ist auch bekannt für seine schönen Gartenanlagen und wir radeln am nächsten Tag noch zu einer Besichtigung.

Als nächstes steht die Fahrt an den persischen Golf auf dem Programm; wir haben gehört, es soll da ganz tolle Strände geben, wo man evt sogar baden kann… wie sich noch öfters zeigen wird, sieht die Realität meist anders aus als wie wir uns etwas vorstellen…

Pool im Iran

Pool im Iran

Baden können wir dann wohl, aber nicht am Strand, sondern wir entdecken auf der Fahrt durch wüstenähnliches Gebirge einen Flusspool eigentlich ganz nahe der Strasse, aber man sieht ihn kaum ! Wir verbringen einen ganzen Tag dort mit baden und relaxen, immer auf der Hut, ob uns jemand sieht (baden ist für Frauen nicht wirklich erlaubt).?

Als wir dann den persischen Golf und die z.T. recht schönen Strände erreichen, sehen wir absolut keine Möglichkeit irgendwo ungestört baden zu können, immer sind Fischer oder sonstwer unterwegs. Dazu kommt noch eine recht unerfreuliche Begegnung mit der Sittenpolizei, die uns eine Stunde lang aufhält und alles mögliche wissen und checken will, so dass uns schon ganz mulmig wird… ob wir Waffen dabei haben, wo unser Ehevertrag sei etc… für die Iraner muss es manchmal wirklich mühsam sein hier zu leben!

persischer Golf

persischer Golf

Die Fahrt der Küste entlang nach Bandar Abbas ist landschaftlich nicht ganz so toll wie erwartet, es hat viele Öl- und Gasförderanlagen und es ist extrem heiss und düppig. In der Stadt besuchen wir dann nur gerade den Fischmarkt, damit ich endlich zu meinen Riesencrevetten komme ! Ich staune, welche Vielfalt an Fischen und Meeresgetier da angeboten wird ! Wir kaufen auch noch zwei kleinere Thunfische, die sich gut zum Grillieren eignen – kulinarisch sind wir gut versorgt hier ! Aber ansonsten Coinstar Money agent ist es heiss und stickig und so beschliessen wir gleich wieder rauszufahren Richtung Berge und Landleben. Wir sind erstaunt wie grün die Landschaft wird, sobald wir durch die erste Gebirgskette durch sind. Überall wird bewässert und es hat sogar viele Treibhäuser hier, wir sind in der Gemüsekammer des Iran angelangt. Nur 100 km weiter nördlich ist es dann wieder trocken und öd, wir nähern uns der Dasht-e-Lut, der lebensfeindlichsten Wüste der Welt…

In Bam verbringen wir zwei Nächte in einem tollen Guesthouse mit einem wirklich bewundernswerten Gastgeber, Mr. Akbar, einem pensionierten Lehrer der seinen Traum vom Reisen mit einem Gästehaus verwirklicht. Bam wurde ja im Jahr 2003 von einem verheerenden Erdbeben zerstört und es befindet sich noch immer alles im Aufbau. Wir bewundern die Energie und den Kampfeswillen dieser Menschen, die soviel verloren haben (es gab über 30‘000 Tote) und einen Stein um den andern wieder aufbauen.

Sogar noch die alte Lehmstadt, für die Bam berühmt war und die gar nicht mehr bewohnt wird, versuchen sie mit Hilfe des Weltkulturerbes wieder aufzubauen !

Am nächsten Tag fängt dann unsere „Odyssee“ mit Polizeieskorten an….

Wir befinden uns in Belutschistan, einer Region, die Gebiete in Iran, Afgahnistan und Pakistan umfasst und gerne unabhängig werden möchte. Dazu ist es Grenzgebiet, wo viel geschmuggelt wird (Opium aus Afgahnistan, Diesel aus Iran etc) und vor 3 Jhren ein Japaner gekidnappt wurde. Seitdem werden Touristen von der Polizei eskortiert, damit ihre Sicherheit nicht gefährdet ist. Dass diese Art von Polizeieskorte die mentale Verfassung der Touristen gefährdet wurde wohl nicht bedacht….

Von Anfang an wollen wir noch tanken und sagen das auch immer, aber keiner kümmert sich darum bis wir uns schlussendlich weigern mit praktisch leerem Tank aus der Ortschaft rauszufahren. Da organisieren sie dann irgendwoher einen Kanister voll Diesel… Als wir (nach mehrmaligem Wechseln der Eskorte, was immer mit 1/2 – 2 stündigem Warten verbunden ist) dann endlich eine Tankstelle sehen, weigert sich die Eskorte uns da tanken zu lassen… wir müssen zuerst zum Polizeiquartier ! Dort kriegen wir wieder eine neue Eskorte, diesmal auf Mopeds, die uns durch die Stadt geleiten, wo es natürlich wieder keine Dieseltankstelle hat… dazu kommt Eskortenwechsel an jedem Kreisel, weil das dann wieder ein neuer Stadtbezirk ist…. wir drehen langsam durch, vor allem weil uns die Zeit davonläuft wo die Grenze noch offen ist…. nach dem dritten Eskortenwechsel innerhalb der Stadt (und nach 2 Stunden, weil ja keiner die Verantwortung für dies blöden Touris übernehmen will…) fahren wir nach mehrmaliger Vorwarnung einfach davon !

Eskorte

Nur wissen wir ja jetzt nicht genau wo wir sind und Tankstelle haben wir auch noch keine und schon bald haben uns die Polizisten wieder aufgestöbert, geleiten uns jetzt aber aus der Stadt. Draussen kaufen wir an einem Lastwagenstopp 2 Kanister Diesel ab und zwei feine Brote, da wir den ganzen Tag noch nichts Richtiges essen konnten (mein Tag ist gerettet….). Auf dem Weg zur Grenze wird uns dann ein Polizist als Anhalter mitgegeben – und am nächsten Checkpoint dann in eine offizielle Eskorte umgewandelt… wir dürfen nicht bis an die Grenze fahren, das sei zu gefährlich, wir müssen im Hof eines Hotels schlafen…. dabei stehen an der Grenze ganz viele Iraner und Pakistaner um dort zu übernachten ! Aber nach langen Diskussionen geben wir schliesslich auf und fahren am nächsten Morgen früh an die Grenze – ohne Eskorte, die schläft noch…!?

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