Hallo zäme!
Nun hängen wir schon wieder seit 10 Tagen hier in Agonda am Strand rum und merken gar nicht recht, wie schnell die Zeit vergeht…
Nach 3 Wochen Beachlife konnten wir uns ja etwa im dritten Anlauf von hier losreissen um eine Tour durchs südliche Indien zu starten. Die erste Etappe führte uns durch die Westghats (steile, der Westküste entlang verlaufende Berghänge) zu den Jogfalls, imposanten Wasserfällen die tief in einen Felsenkessel stürzen und weit unten einen smaragdgrünen Pool bilden. An einem nahen Stausee haben wir dann auch einen einsamen Übernachtungsplatz direkt am Wasser gefunden. Das einzige Geräusch in der Nacht war das Tropfen des Taus von den Palmenblättern über uns…ziemlich selten in Indien! Über eine kleine, kurvige Strasse gings wieder runter an die Küste und der Küstenstrasse entlang Richtung Süden. Laut Reiseführer einer der schönsten Strecken Indiens mit wunderbaren Ausblicken aufs Meer und die Strände… – nur ist wohl in den letzten Jahren recht viel gebaut worden und wir erleben diese Strasse als ziemlich vollgestopft https://puttygen.in , lärmig und von der Aussicht sehen wir auch nicht viel. In der Nähe des Bekal Forts parkieren wir unseren Cruisie zwischen Fischerbooten am Strand und sind sofort umringt von den Fischern. Alle wollen wissen woher und wohin und wie… erst beim Eindunkeln kehrt langsam Ruhe ein und wir können uns ans Abendessen machen. Na, am Morgen sind die dann wenigstens draussen am Fischen, denk ich mir so – doch weit gefehlt: heute ist Streiktag, die Kerosinpreise sind im letzten Vierteljahr um 30 % gestiegen und dagegen protestieren die Fischer heute… also ist unser Tisch schon frühmorgens wieder umringt von etwa 20 Indern. Als ich beim Frühstückmachen lachend bemerke, ich hätte leider nicht für sooo viele gekocht, zerstreut sich die Menge dann langsam!
Irgendwie haben wir genug von der dichtbesiedelten Küste und fahren wieder landeinwärts. Die Strasse windet sich wieder bergwärts durch dichten Dschungel. Bei einem Halt entdecke ich grüne Pfefferrispen… jetzt sind wir also da angekommen, wo der Pfeffer wächst! – an der Küste von Malabar!
Und kurz darauf fahren wir durch Teeplantagen, das intensive Grün zieht sich endlos über die Hügel. Bis nach Ooty hoch müssen wir nochmals eine kurvige Bergstrasse meistern, dafür sieht es auf über 2000müM dann aus wie im Jura… Seen, Tannen, grüne Matten. Wir finden einen tollen Übernachtungsplatz hoch oben auf einer Krete und staunen am nächsten Morgen nicht schlecht, als in den Senken alles weiss gefroren ist! Den ganzen Tag kurven wir in den Hügeln herum, geniessen die tollen Ausblicke und kehren für die Nacht noch einmal auf die Krete zurück, wo uns ausser einem Hirten mit seinen Wasserbüffeln kein Mensch besucht…
Über eine steile Strasse geht‘s dann wieder runter, die Strassenschilder mahnen zu vorsichtigem Fahren und zählen die Unfälle und Toten der letzten Jahre gleich mit auf… Wir beschliessen spontan dem Bandipur-Nationalpark einen Besuch abzustatten und landen dabei im Country-Club-Resort, wo wir umsonst campieren können, wenn wir dafür bei ihnen essen und eine Safarijeeptour buchen (was wir ja eh wollten). Wir erleben zwei gemütliche Tage dort, so nach und nach kommt wohl jeder der Clubangestellten mal den Cruisie anschauen und auch mit den (hauptsächlich indischen) Hotelgästen haben wir guten Kontakt.
Der Höhepunkt ist dann unsere frühmorgendliche Jeepsafari, bereits nach einer dreiviertel Stunde sehen wir einen TIGER durchs Gebüsch streifen!!! Vor lauter Aufregung verzittere ich die Fotos… mit unserem Guide gaben wir wohl einen Volltreffer gelandet, er ist selber Hobbyfotograf und hat ein Riesenzoom mit dabei, seine Fotos sehen dann auch entsprechend professionell aus…nachdem wir den Tiger gesehen haben (und dies über Funk gemeldet wurde), folgen uns dann immer mehr Safarijeeps, aber die Raubkatze lässt sich nicht mehr blicken. Wir sind scheinbar halt einfach Glückspilze… (laut Reiseführer sollen Tigersichtungen nämlich äusserst selten sein)! Wir sehen auch noch Hirsche und Rehe und durchs Park-Hauptquartier marschieren gerade ein paar Elefanten mit einem Jungen. Nach der Safari wollten wir eigentlich weiterfahren, aber die Strasse nach Mysore ist von einer Polizeisperre blockiert. Im Club informieren sie uns dann, dass der Chefminister wegen Landmauscheleien verhaftet worden sei und es deswegen zu Unruhen kommen könnte. Wir sollten doch besser noch einen Tag bleiben. Das ist uns auch recht und wir lassen uns nochmal von der feinen Küche verwöhnen! Am nächsten Tag besuchen wir Mysore und merken nichts mehr vom Aufruhr des vorangegangenen Tages. Neben einem sehenswerten Palast („der Tiger von Mysore“) und dem Tempelhügel Chamundi besuchen wir auch noch ein Vogelreservat am nahen Fluss, wo wir hunderten von Störchen beim Nestbau zuschauen können.
Am nächsten Tag fahren wir ein gewaltiges Stück nordwärts und kommen nach zT. hundsmiserablen Strassen, aber auch einem tollen Stück Autobahn (wo uns natürlich wieder mal ein Geisterfahrer entgegenkommt und wir nur dank Kölbis Geistesgegenwart keine Kollision haben) abends todmüde in Hampi an. Hampi ist eine 500 Jahre alte Königsstadt, die fast nur noch aus Ruinen besteht, dafür aber in einer wunderschönen Landschaft liegt mit riesigen Felsblöcken, die wie Marmeln um einen Fluss herum verteilt wurden. Hier kommen unsere Klappvelos wieder so richtig zum Zug und wir geniessen das entspannte herumradeln in all den vielen Palastruinen und Tempeln.
Am Nachmittag treffen wir dann auch noch zwei Bündner, Carolyn und Mäggi, die sich hier ein Enfield-Motorrad gekauft haben und damit Indien schon mehrfach bereist haben. Wir verbringen einen entspannten Abend zusammen und da sie am nächsten Tag auch nach Agonda fahren, treffen wir uns noch öfter. Zu unserem Glück bekommen sie auch noch Besuch von Carolyns Eltern, denn so können sie uns gleich noch benötigtes Kartenmaterial und einen Ersatzölfilter aus der Schweiz mitbringen….!
Wir haben uns nämlich die letzten Tage den Kopf darüber zerbrochen, wie wir das Problem mit dem Monsun lösen wollen, der uns irgendwann mal heimsuchen wird, falls wir durch Tibet nach Laos fahren werden. Und davor haben uns viele erfahrene Reisende gewarnt: falls wir nicht ständig im Auto wohnen würden, werde uns alles darin verschimmeln wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und Nagetiere würden sich darin einnisten, und, und… nicht gerade das, was wir uns für den Cruisie wünschen!
Kölbi hatte dann die Idee, dass wir ja einen Riesenbogen nordwärts um den Monsun schlagen könnten: Tibet, China, Kyrgisien, Uzbekistan, Tajikistan, Kasachstan, über Russland in die Mongolei….
Zurück in Agonda besprechen wir uns mit all den anderen und innert kurzer Zeit haben wir eine Gruppe von 5 Fahrzeugen zusammen, die alle auch Richtung Kyrgisien fahren möchten. Und mit so vielen wird auch das China-Visa mit dem benötigten Fahrausweis und Permit bezahlbar; wir haben eine Offerte von 1850 Fr pro Fahrzeug für 25 Tage. Es gibt noch ein ziemliches Hin-und Her mit Mailen und Skypen bis das Abfahrtsdatum und die Route festgelegt sind, da zwei der Gruppe in Nepal am Arbeiten sind und an unserem zuerst gewünschten Abfahrtsdatum in China Feiertage sind. Aber jetzt sind alle Anmeldungen abgeschickt und wir freuen uns riesig über diesen nächsten Reiseabschnitt! -Und so brauchen wir eben auch anderes Kartenmaterial, da wir mit diesem Verlauf der Reise gar nicht gerechnet haben…
Heute werden die Eltern von Carolyn ankommen und morgen fahren wir dann los Richtung Nepal, Richtung Berge, auf die ich mich auch freue! Wir geniessen noch einmal so richtig Sonne, Strand und Meer hier in Goa, bevor uns dann das „richtige“ Indien wieder hat….