Wir verbringen die ersten Tage des Neuen Jahres in Zipolite zusammen mit den Bernern Jeannette und Martin und lernen auch die weitgereisten Walliser Charly und Monique kennen. Weil hier jetzt absolute Hochsaison ist, stellen
wir unseren Cruisie etwas abseits bei einem Hotel direkt in den Strand, was uns mehr Ruhe gewährt und treffen uns mit den andern jeweils zum Sonnenuntergang bei diesem oder jenem. Eine schöne Zeit!
Nach ein paar Tagen zieht es uns weiter nach Puerto Escondido, wo wir uns ja schon ein bisschen auskennen vom letzten Besuch her und die endlos langen Strandspaziergänge geniessen können.
Ein Besuch der Lagune Chacala rundet unseren Aufenthalt hier ab.
Die flache Lagune ist bekannt für ihren Vogelreich-tum und die Man-grovenlandschaft, von beidem bekom-men wir reichlich zu sehen und dazu noch ein feines Mittagessen an einem schönen Strand serviert.
Den Abend und die Nacht verbringen wir bei einem netten Restaurant am Strand. Mit dem Besitzer Osvaldo ergeben sich einige aufschlussreiche Gespräche übers Land, den Machismus und die Stellung von Mann und Frau hier in Mexiko. Seiner Meinung nach ist ein 13-jähriges Mädchen absolut in der Lage frei zu entscheiden ob es Sex haben möchte oder nicht (auch ein Altersunterschied von 50 Jahren spielt keine Rolle…) Bei einer allfälligen Schwangerschaft muss es dann halt selber schauen… Demgegenüber traut er seiner 45-jährigen Ehefrau aber nicht einmal zu selber entscheiden zu können, ob sie bei einer Party ein Bier trinken darf oder nicht… da soll sie dann bitte-schön ihren Ehemann fragen! Ich musste ihm da schon ein paar Mal widersprechen an diesem Abend 😉
Am nächsten Tag fahren wir dann gleich bis nach Acapulco durch, eine recht kurvige Strecke, die wegen der vielen Lagunen häufig durchs hügelige Inland führt. Wir quartieren uns auf einem von französisch-sprechenden Kanadiern bevölkerten
Campingplatz ein – den sogenannten „Snowbirds“: überwiegend Pensionierte, die dem strengen kanadischen Winter entfliehen wollen und hier in Mexiko überwintern (was wir ihnen auch nicht verdenken können!). Da wir es aber grad zwischen die lautesten des ganzen Riesenplatzes treffen, beschliessen wir am nächsten Morgen gleich schon weiterzufahren. Wir werfen einen kurzen Blick auf die wunderschöne Bay von Acapulco mit ihren Jet-Set-Villen und ziehen danach landeinwärts, den Bergen entgegen.
In der Silberstadt Taxco finden wir nach einer recht abenteuerlichen Fahrt durch die engen, steilen Kopfsteinpflaster-Gässchen einen Übernachtungsplatz auf dem Gelände einer verfallenen Hacienda, die heute als öffentlicher Parkplatz dient.
Sieht richtig romantisch aus und ist erst noch zentral gelegen, so dass wir das hübsche koloniale Städtchen am nächsten Tag zu Fuss erkunden können.
– Obwohl es auch ganz hübsche Taxis hat: es sind alles weisse VW-Käfer, die in diesen steilen, verwinkelten Strassen bestens manövrieren können. Eine Kurve habe ich allerdings entdeckt, wo sogar die Chäfer alle zurücksetzen müssen um sie zu kriegen…
Die nächste Fahrstrecke ist wieder einmal ein Experiment durch Mexikos Hinterland. Durch wunderschöne Wälder und nahe am Vulkan Toluca vorbei durch reich bepflanzte Äcker windet sich ein kleines Strässchen kreuz und quer – unser Navigationssystem zeigt da nur noch leere Flächen an… 😉 Aber unser Gefühl (oder unsere Erfahrung) täuschen uns nicht: schlussendlich kommen wir im Valle de Bravo-Tal raus und entdecken erst noch einen Ausgangspunkt zum Beobachten der Monarchschmetterlinge, der viel einfacher zu erreichen ist als der von uns ursprünglich angepeilte!
So können wir unten im Tal auf 1600müM übernachten, statt auf fast 3000m, wo es den Schmetterlingen wohl ist (weiss der Kuckuck warum sie in solcher Höhe, bzw Kälte übernachten müssen…?!)
Die Monarch – Schmetterlinge fliegen jedes Jahr von Kanada durch die USA bis hierher zum überwintern – kein Mensch weiss genau warum sie das tun – oder wie sie die Route speichern… es fliegt nämlich nur ca jede 4. oder 5. Generation hierher! Ihr „normaler“ Lebenszyklus dauert nur etwa einen Monat, – ausser, wenn sie sich auf die Überwinterungsreise begeben: dann setzt ihre Geschlechtsreife aus bis sie Mexiko erreicht und überwintert haben. Das heisst, hier erreichen sie ein Alter von bis zu 8 Monaten! Und sie konzentrieren sich auf nur gerade 5 Standorte in Kiefernwäldern auf Vulkanbergen über 3000müM westlich von Mexiko-Stadt. Nachts gefriert es, deshalb rücken sie nahe zusammen um sich gegenseitig zu wärmen und hängen sich in riesigen Trauben an die Tannen – fliegen
können sie erst am nächsten Tag wieder, wenn die Sonne sie aufwärmt! Und dann flattern sie über die Mittagszeit zu Tausenden den Berghang hinunter zu einer Wasserquelle nahe der Strasse – die Polizei hat alle Hände voll zu tun, die Autofahrer zu langsamer Fahrweise anzuhalten, damit nicht allzu viele Schmetterlinge überfahren werden…! Ein weiteres imposantes und wundervolles Reiseerlebnis für uns!
Nach einem Auto-Putztag (auch das muss sein!) und einer Velotour am Valle de Bravo-See fahren wir „zur Erholung“ in die nahegelegenen Thermalquellen von Los Azufres.
Der ganze (Vulkan-)Berg ist ein einziges Dampf-Kraftwerk, überall zischen weisse Druckwolken hervor und treiben Turbinen zur Stromgewinnung an.
Bevor wir uns in die schön warmen Pools legen, gönnen wir uns noch eine wunderbare „Trucha“ aus der hiesigen Forellenzucht! So gesättigt und aufgewärmt überstehen wir auch die kalte Nacht hier oben auf 2700müM bestens…
Über die tolle (Töff-!) Strecke der „Mil Cumbres“
(tausend Hügeln) gelangen wir am nächsten Nachmittag ins alte Kolonial-städtchen Patzcuaro puttygen download windows , wo wir uns gleich mit anderen Reisenden auf dem Campingplatz anfreunden.
Zusammen erkund-en wir die nächt-liche Stadt und gehen fein essen auf der Plaza.
Wir verbringen zwei schöne Tage hier, ich kann auch wieder mein Klappvelo gebrauchen und mache eine Radtour zum nahe gelegenen See mit der idyllischen Janitzio-Insel in seiner Mitte. Der See ist mit seinem dichten Schilfgürtel Über-winterungsgebiet für viele Brutvögel aus dem Norden. Die umliegenden Indio-Dörfer sind bekannt für ihr Kunsthandwerk.
So gibt es denn auch vieles zu Bewundern ( – und Kaufen…) in den Märkten der Stadt. Am Sonntag ist die Plaza voll mit Touristen, Artisten und Souvenirverkäufern.
Ein Teil der Strasse um die Plaza wird gesperrt für all die anreisenden Töffbegeisterten aus der nahen Hauptstadt, damit sie ihre schön hergerichteten Motorräder auch publikumswirksam parkieren können.
Unser nächstes Ziel ist der Vulkan Paricutin, der im Jahr 1943 mitten auf dem Feld eines gerade pflügenden Bauern sein Dasein begann. Der Bauer versuchte erst die aufbrechende Erde noch zuzuschütten, musste aber nach kurzer Zeit einsehen, dass er gegen diese Urgewalten keine Chance hatte und floh schliesslich vor der ausfliessenden Lava – und mit ihm die Bewohner der zwei umliegenden Dörfer!
Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt, aber nachdem der neuerstandene Vulkan sein Werk 12 Jahre später beendet hatte, war er 410m hoch gewachsen und hatte die zwei Dörfer und viele umliegende Felder unter seiner Lava begraben. Bis auf die Kirche von San Juan, von der heute noch die Kirchtürme und der Altarbereich aus der grob aufgebrochenen Lava hervorschauen!
Mit uns sind auch Helga und Rudi (aus Deutschland) von Patzcuaro her hierhin gekommen und mit ihnen zusammen schauen wir uns diese Kirche und den erkalteten Lavastrom aus der Nähe an. Mit Rudi wandere ( – oder eher: kraxle) ich quer über diese grob aufgebrochene AA-Lava hoch bis auf den Vulkan. Schlussendlich eine Wanderung von 8 anstrengenden Stunden – aber ich bin überglücklich dies mit meinem versteiften Fussgelenk so gut hingekriegt zu haben!!! (…und erst noch ohne Muskelkater!)
Der nächste Tag steht ganz im Zeichen der Gitarre: wir fahren nach Paracho, der berühmten Gitarrenhochburg Mexikos. Hier verkauft jedes zweite Geschäft
Saiteninstrumente, hier leben die begnadetsten Gitar-renbauer des Landes. Und da wir ja einer Freundin eine Ukulele mit in die Schweiz bringen sollen, machen wir uns auf die Suche…
Nach einer guten Stunde und etwa 5 Geschäften sind wir zwar noch keine Kenner, wissen aber doch schon einiges mehr über dieses viersaitige Instrument, das nur etwa halb so gross wie eine Gitarre ist. Und schliesslich landen wir in einem kleinen Handwerkerladen, wo der Meister noch persönlich hinter der Ladentheke steht – also kaufen wir die Ukulele beim Señor Maldonado persönlich!
Gutgelaunt fahren wir weiter und stoppen auf der Autobahn bei einem Pannenwagen mit Plattfuss, doch leider können wir den Pechvögeln auch nicht helfen – die Radmutter ist dermassen zugedreht und dabei abgemurkst worden, dass nicht einmal Kölbis Beil(!) sie lösen kann. Glücklicherweise erscheint bald einmal die Polizei – bevor noch ein Unfall geschieht – und organisiert einen Abschleppdienst.
Wir fahren derweil weiter nach Santa Elena bei Atotonilco – ein kleines Dorf irgendwo in einer fruchtbaren Land-wirtschaftsgegend, wo viele Getreidemühlen stehen und die ersten blauen Agavenfelder schimmern – Grundbestandteil des weltbekannten Tequilas. Dieser ist jedoch nicht der Grund unseres Besuches hier, sondern wir haben den Tipp von unserem Reisebekannten Ruedi bekommen, dass hier ein Schweizer, der Charly aus Sevelen im Rheintal nämlich, ein feines Restaurant führt, wo man auch campen dürfe… das muss man uns nicht zweimal sagen, da müssen wir hin!
Und es ist tatsächlich ein Volltreffer, wir verstehen uns auf Anhieb und fühlen uns wohl in dieser kleinen Oase, die sich Charly hier in über 25 Jahren erschaffen hat. Es gibt tolles Essen hier, feines selbst gebackenes Brot und Charly fährt uns auch zu einem mexikanischen Käseproduzenten, der in der Schweiz das Käsen gelernt hat und tollen Greyerzer, Appenzeller, Raclette- und Ziegenkäse herstellt. Kurzum: wir sind im Reise-Paradies… und bleiben gleich über eine Woche!
Das Highlight ist das Angebot Charlys, dass wir von ihm eine BMW samt Ausrüstung mieten und zusammen mit ihm und seinen Töff-Freunden am Sonntag eine Tagestour bis zum Vulkan Colima fahren dürfen. Es ist ein wunderschöner Tag und wir geniessen die Kurven unter den zwei Rädern und den Wind im Gesicht… Danke noch einmal, Charly, für Deine grossherzige Gastfreundschaft!
Am Ruhetag des Restaurants dürfen wir mit zur Farm der Schwiegereltern zum Pozole-Essen – ein Ereignis für die ganze Familie!
Und dann trudeln auch noch Rosie und Klaus ein und noch ein Schweizer Camperpaar – Myrta und Ueli bei Charlys ein, und so ergibt sich eine gut gefüllter „Stammtisch“, wo wir uns viel zu erzählen haben.
Eine Shoppingtour mit Charlys Frau MariaElena und ein Zahnarztbesuch, beides in Atotonilco, runden unseren Besuch hier ab – wobei ersteres naturgemäss die weitaus angenehmere Erfahrung wird als letzteres… 😉