Bei immer noch bewölktem Himmel und bissig-kaltem Wind fahren wir aus Las Vegas raus zum Valley of Fire State Park, wo wir mit viel Glück gerade noch den letzten freien Campingplatz ergattern können. Er liegt wunderschön inmitten roter Sandsteinfelsen, die ich dann auch gleich zu Fuss erkunden gehe. Auch hier blüht die Wüste wieder in allen Farben und dies ergibt einen schönen Kontrast zu den orange und rot leuchtenden Felsen, die von Wind und Wetter zu wunderlichen Formen verwittert wurden.
Da wir in den USA wohl noch öfters durch solch Wunder-Steinwelten fahren und wandern werden, will ich mich nicht allzu lange mit Beschreibungen damit aufhalten
(- und Euch damit langweilen), sondern einfach unsere Bilder sprechen lassen… wobei auch die immer nur Teilbereiche und Ausschnitte zeigen können!
Nach zwei Nächten verbringen wir einen Tag am Lake Mead, dem nahen Stausee, zur „Augenerholung“ – die vielen Formen und Farben müssen auch mal verdaut werden 😉
Und dann geht’s zurück nach Las Vegas, wo wir mit Ruedi und Maggi abgemacht haben – Rheintalern, die wir auf unserer Reise immer wieder getroffen haben, in Indien, Nepal, Argentinien – und nun hier wieder! Noch während wir uns unsere neuesten Erlebnisse berichten, türmen sich dunkle Wolken am Himmel auf und entladen sich in einem heftigen Gewitterregen… nun regnet es für uns bereits zum zweiten Mal in dieser Stadt mitten in der Wüste!
So nasses Wetter ist wohl auch den einheimischen Nagern nicht so ganz geheuer: am nächsten Morgen entdecke ich anhand einer angefressenen Avocado, dass sich wohl eine Maus in unser Auto geflüchtet hat… 🙁 Vor dem Losfahren besorge ich mir (bzw. „ihr“) im nächsten Supermarkt noch eine Ration Giftfutter!
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir über einen windigen Pass ins Death Valley runter, wo wir uns bald 80 Meter unter dem Meeresspiegel(!) befinden. Ein riesiger, ausgetrockneter Salzsee bedeckt den Talgrund. Immer wieder entdecken wir Ruinen alter, aufgegebener Minen – welch entbehrungsreiches Leben in dieser trockenen Einöde muss das für die Schatzsucher und Zwangsarbeiter im vorigen Jahrhundert gewesen sein…!
Heute ist man mit dem Auto in ein paar Stunden zurück in der „Zivilisation“ – früher war es ein mehrtägiger Trek über steile Pässe…
Heute fasziniert das Tal des Todes uns Touristen vor allem durch bizarre Gesteine in schillernden Farben. Wir treffen gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang beim „Artists Drive“ ein und so leuchten uns die unterschiedlichen Gesteinsmineralien in intensiven Farben entgegen.
Dafür sind wir dann zu spät beim eigentlich riesengroßen, aber doch schon voll besetzten Campingplatz und müssen uns so „halblegal“ irgendwo dazustellen. Und in der Nacht raubt uns dann auch noch unser blinder vierbeiniger Passagier mit seinem lauten Geknabbere an unseren Vorräten den Schlaf…!
Bei kühlem Wind stehen wir deshalb schon frühmorgens am Sonnenaufgangs-Aussichtspunkt und gönnen uns erst danach ein wohlverdientes Frühstück. Über eine aussichtsreiche Strasse fahren wir aus dem Tal heraus und kommen gerade rechtzeitig, um tollkühnen Militär-Trainingspiloten beim Tiefflug durch einen engen Canyon zuzuschauen. Das Spektakel lockt viele Zuschauer an – wir haben uns beim Herfahren noch gewundert, was es denn da zu sehen geben muss in dieser Einöde…
Kurz darauf überqueren wir den Kamm des Bergrückens und es kommen die schneebedeckten Gipfel des Sierra Nevada Massivs in den Blick. Was für eine grandiose Aussicht! … aber eben doch auch noch etwas kühl – der Anblick lässt uns doch grad noch etwas erschauern! Der Schnee wirkt so extrem nah an uns dran…
Am Fusse der Sierra Nevada liegt ein bekanntes Felsgebiet, das in vielen Westernfilmen als Kulisse gedient hat: die Alabama-Hills. Dort darf man wunderschön frei campieren und so verbringen wir hier zwei schöne Tage mit Wandern und Faulenzen. Einzig das Wetter will nicht so recht – zeitweilig wirbelt der starke Wind Schneeflocken um unseren Cruisie herum! Und auch die Nächte bleiben eher unruhig – mein Giftfutter scheint überhaupt nichts zu fruchten: unser Mäuslein benimmt sich immer dreister!
Kölbi schafft es in einer aufwendigen nächtlichen Fangaktion immerhin die Maus aus dem Auto zu jagen – doch bereits eine halbe Stunde später ist sie wieder drin und wir hören sie erneut knabbern! Also hatte ich wohl doch nicht recht mit meiner Behauptung putty user manual , das arme Tierchen könne ja gar nicht mehr aus dem Auto raus… – der gefällt es richtiggehend bei uns!!! 🙁
Also nix wie los, weg von den kalten Schneebergen runter an die Küste und beim nächstbesten Supermarkt auch gleich noch eine der guten alten Holzfallen kaufen… Unterwegs realisieren wir, dass das Wetter hier momentan wohl wirklich grad ein bisschen verrückt spielt: die Strasse ist für Lastwagen gesperrt worden letzte Nacht, sie reihen sich in einer langen Kolonne entlang der Strasse auf. Zuvorderst inspiziert ein Sheriff unser Fahrzeug und gibt dann das OK zum Weiterfahren. Und nun sehen wir auch was passiert ist: der böige Wind hat in der Nacht mehrere Lastwagen umgeworfen und auch umgefallene Bäume liegen am Wegrand!
Gut, dass wir unsere Pläne diesem Wetter angepasst haben und nun erst mal unsere zwei Freundinnen Michelle & Johanna aus der Baja California besuchen wollen. Sie wohnen nördlich von Los Angeles in Ventura an der Küste. Da die beiden
tagsüber noch arbeiten, haben wir Zeit um unterwegs die gerade blühenden Poppy-felder im Antelope Valley zu besuchen. Wunderschön, wie intensiv das Orange in den Hügeln leuchtet. Und lustig anzusehen, welchen Trubel dieses Naturschauspiel bei den (meist asiatisch aussehenden) Amerikanern hier auslöst… zu Hunderten fahren die Leute her und fotografieren und knipsen um die Wette! Gut, dass wir an einem Freitagmittag hier sind und nicht etwa am Wochenende…
In Ventura werden wir dann herzlich empfangen und dürfen unseren Camper gleich vor dem Haus parken. Ich koche Rahmgeschnetzeltes und Spätzli zum Znacht – Johanna hat in Deutschland Militärdienst geleistet und liebt die europäische Küche, so kann ich ihr eine Freude machen. Und zu unserer grossen Freude und Erleichterung entdecken wir vor dem Zu-Bett-Gehen auch noch unsere Maus in der Falle! Endlich wieder ruhig schlafen…
Den nächsten Tag erkunden wir den hübschen Ort mit unseren Fahrrädern. Es findet grad ein Strassenmarkt statt und wir bestaunen all die Stände und Besucher… es scheint mir, dass hier Hunde eine noch grössere Bedeutung als Statussymbol haben als wie bei uns – grad mehrere Marktstände bieten Spezialfutter und -Ausstattung für die Vierbeiner an und Rassenhunde werden von ihren Besitzern richtiggehend zur Schau gestellt. Der neuste Schrei scheinen Wanderschuhe für Hunde(!) zu sein… – und den armen Viecher werden sie auch tatsächlich angezogen, wie wir später auf mehreren Wanderungen selber feststellen können!
Für den Abend haben Michelle und Johanna uns zu ihrem Diavortrag im hiesigen Yachtclub eingeladen. Uns wird erst im Laufe dieses Abends so richtig bewusst, welch aussergewöhnliche Charaktere wir auf unserer Reise wieder einmal kennengelernt haben: die beiden arbeiten im Gesundheitswesen und haben dabei immer wieder erlebt, wie hoffnungslos viele Frauen über fünfzig werden und wie alt und nutzlos sich viele fühlen. Und da Michelle immer schon gerne gesegelt ist, wollte sie beweisen, dass Frau auch mit über fünfzig noch Aussergewöhnliches zustande bringen kann. Also hat sie ein vierköpfiges Frauen-Segelteam Ü50 zusammengestellt (Johanna sollte eigentlich „nur“ die ganze Administration leiten) um eines der härtesten und verrücktesten Rennen der Welt zu bestreiten, das bisher noch nie ein Frauenteam beenden konnte: das R2AK (Race to Alaska (www.r2ak.com)), ein 7-10 tägiger Segeltörn in Alaska unter schwierigsten Wind- und Gezeitenbedingungen, bei dem kein Motor eingesetzt werden darf und auch kein Support unterwegs gestattet ist. Um es kurz zu machen: weil eine Seglerin krankheitshalber ausgestiegen ist, musste Johanna völlig untrainiert einspringen, die ersten vier Tage (und Nächte!) mussten sie mangels Wind schichtweise rudern(!), das Rennen dauerte elf Tage – aber sie haben es als erstes Frauenteam geschafft!!!
Wow, eindrücklich wie bescheiden sie von ihrer Riesenleistung an diesem Abend berichten und wie stolz sie auf die Teamleistung als Ganzes sind. Wir sehen die beiden in einem ganz anderen Licht – obwohl wir sie ja gleich auf Anhieb schon gut gemocht haben. Wir mögen ihnen den Erfolg von ganzem Herzen gönnen und wünschen dem Team bei ihrer erneuten Teilnahme dieses Jahr alles Gute (- und viel mehr Wind…)!
Mit einem feinen, typisch amerikanischen Frühstück mit Pancakes und gebratenen Würstchen verabschieden uns die beiden aufgestellten Frauen am nächsten Morgen. Wir fahren noch kurz der Küste entlang und nehmen dann Kurs auf einen der am häufigsten besuchten Parks dieser Gegend: den Yosemite Nationalpark. Wir wissen, dass ein Teil wegen Schnees noch gesperrt sein soll, hoffen aber gerade deshalb auf ein bisschen weniger Besucher im Park…
Den Sonntagabend verbringen wir in einem Waldgebiet etwas ausserhalb und können so am Morgen ganz früh reinfahren. Überall liegen noch Schneereste im Wald und auch die Strasse weist noch etliche eisige, rutschige Stellen auf. Aber trotz alledem sind viele Autos unterwegs und im Park wimmelt es von Touristen und Wanderern…!
Gleich zu Beginn verpassen wir den vielgepriesenen Shuttlebus, der uns zum Wanderstart bringen sollte, der Campingplatz ist auch bereits voll – ein toller Start in unseren Wandertag… 🙁
Aber glücklicherweise haben wir unsere Klappräder mit dabei, so kommen wir auch ohne Shuttle zu unserem Ausgangspunkt. Zuerst werden wir zwar noch von einem Autofahrer zusammengestaucht, weil wir uns nicht auf dem Fahrradweg befinden… sorry, aber wo ist er denn?? Nachdem wir uns auch hier unseren Platz unter all den mitbenützenden Spaziergängern erkämpft haben, steht einem tollen Wandertag nun nichts mehr im Wege… – ausser vielleicht noch die vielen Mitwanderer – ich komme mir vor wie auf einer Radiowanderung von SRF1 😉
Ich möchte ja gar nicht erst wissen, wie das hier in der Hochsaison zu- und hergehen muss…!
Aber nach einer eher anstrengenden Kolonnenwanderung über einen eisigen Klettersteig gelangen wir zum schönen Vernal-Wasserfall, wo wir Mittagsrast machen (zusammen mit ca 100 anderen Wanderern!). Doch von da weg finden wir einen wenig begangenen Seitenweg und können das Wandern so richtig geniessen. Die Landschaft ist schon sehr eindrücklich!
Mit dem Fahrrad erkunden wir noch weitere schöne Ecken des Parks, sind dann aber froh gegen Abend rausfahren zu können. Doch oh weh – unsere geplante Ausfahrtsstrasse ist auch noch gesperrt! Also fahren wir einen weiten Umweg, immer auf der Suche nach einer geeigneten Campingmöglichkeit. Schliesslich finden wir ein schönes Seitental, wo wir diesen ereignisreichen Tag bei einem tollen Lagerfeuer ausklingen lassen.
Als Nächstes steht Stockton auf unserem Reiseprogramm. An sich kein besonderer Ort, ausser dass sich hier der (von der San Francisco-Bucht her zugängliche) am weitesten im Landesinnere gelegene Hafen befindet und – für uns viel wichtiger: eine auf Toyota Landcruiser spezialisierte Garage. Dies ist insofern aussergewöhnlich, weil dieser Autotyp hier in den USA nie verkauft wurde und wir beim offiziellen Tooyota-Händler deshalb auch weder Ersatzteile noch einen Service kriegen würden.
Georg, ein gebürtiger Österreicher, hat sich auf diese Liebhaber-Autos spezialisiert und – wie es scheint – auch reichlich zu tun… seine Halle ist vollgestellt mit Landcruisern!
Da wir grad kurz vor Ostern bei ihm vorstellig werden, schlägt er uns vor, erst in einer Woche wieder zu kommen, dann habe er Zeit und Platz für unseren Cruisie. Wir dürften dafür dann auch gleich hier in der Garage übernachten, falls wir dies möchten… ein Angebot, das wir sehr gerne annehmen – so brauchen wir nichts zu packen und sind bei allen Arbeiten dabei.
Aber erst mal haben wir noch eine Woche Zeit um eine Schlaufe Richtung Norden zu drehen. Seit wir vor vier Jahren auf den Galapagos-Inseln die Amerika-Chinesin Nikki kennen- und schätzen gelernt haben, stehen wir in Mail-Kontakt miteinander und sie hat uns immer wieder aufgefordert sie doch besuchen zu kommen. In der Zwischenzeit ist sie von Hollywood aufs Land nach Oregon gezogen und hat sich dort ein Stück Land an einem Fluss gekauft. Schon auf Galapagos hat sie mir von ihrem Wunschtraum erzählt, im Alter eine kleine Farm zu bewirtschaften – und nun ist sie daran diesen Traum zu verwirklichen…
Aber bis zu ihr sind es doch noch über 1’000km weit nach Norden – und die Wetterprognosen nicht gerade die besten. Nun ja, besser so als gar nie, jetzt passt es halt grad tiptop in unseren Reiseplan, trotz der schlechten Wetteraussichten… 😉
Zuerst packen wir die Gelegenheit uns die Bay und die Golden Gate-Brücke von San Francisco mal aus der Nähe anzuschauen – ein „richtiger“ Stadtbesuch reizt uns bei diesem Nieselregen-Wetter nicht unbedingt. Wir finden unweit der berühmten Golden Gate-Brücke ein ruhiges Naturschutzgebiet zum Campieren, können auch noch ein paar Fotos von der Stadt knipsen und ziehen uns
danach in den warmen und trockenen Camper zurück. Gut, dass wir die Fotos noch am Abend geschossen haben – am nächsten Morgen ist alles wolken- und nebelverhangen…! So fällt uns der Abschied leicht und wir fahren weiter Richtung Norden. Doch auch hier scheint es nicht erst seit kurzem zu regnen – etliche Strassen sind wegen Unterspülungen und Erdrutschen gesperrt
und wir müssen unsere Route ständig anpassen. Die Gegend ist sehr hügelig und grün, eigentlich wunderschön mit all den zur Zeit blühenden Obstbäumen – wenn denn die Sonne ein wenig scheinen würde… So können wir nicht mal das vielbesungene Mendocino richtig abfotografieren, aber dafür gönnen wir uns da einen heissen Kaffee mit Apfelstrudel!
Und dann sehe ich sie endlich! – nein, nicht die Sonne, sondern die riesigen Redwood-Bäume, von denen alle immer so geschwärmt haben. Wow – mächtige Stämme, die sich endlos Richtung Himmel strecken und trotzdem vielfach ganz nahe beieinander wachsen… beeindruckend, wie klein und winzig uns daneben sogar unser Cruisie vorkommt!
In einem der Informationszentren wird uns viel über die Holzfäller-Geschichte dieser Region gezeigt und auch von früheren verheerenden Überschwemmungen berichtet – gut, ist es jetzt noch nicht ganz so schlimm, trotz all dem Regen! Als uns eine Park-Rangerin dann aber erzählt, dass die Freiwilligen Helfer, die seit September hier arbeiten würden, am 31. März den ersten sonnigen Tag ihres Einsatzes erlebt haben, wissen wir definitiv, dass dies wohl nicht unsere Lieblings-Ferienregion werden wird…
Da hilft es auch nicht, dass uns ein Einheimischer vorschwärmt, dass dies nun endlich wieder mal ein richtiger Winter wie früher gewesen sei – mit Regen an jedem einzelnen Tag!
Wir versuchen unser Wetterglück zurück an der Küste, und sogar mit Erfolg! Pünktlich zum Sonnenuntergang klart der Himmel auf und wir verbringen eine windige, kühle Nacht mit dem Rauschen der Wellen im Ohr… oder höre ich da etwa schon wieder was knabbern?? Nein, das kann ja gar nicht sein!
Oh doch – am Morgen beim Einsteigen ins Auto lacht mir doch tatsächlich ein Mäuschen entgegen auf meiner Fussmatte… dann hatten wir ja nicht nur eine, sondern grad zwei Mäuse mit an Bord! Hoffentlich hat das noch keinen Nachwuchs gegeben…!
Also stellt Kölbi am Abend wieder Fallen auf – und tatsächlich: noch während unseres Nachtessens hören wir sie zuschnappen! Mit einer grossangelegten Putz- uns Ausräumaktion am folgenden Morgen vergewissern wir uns, dass die zwei erst noch in den Flitterwochen waren und wir nun nicht auch noch Babysitten müssen… – und damit ist die Geschichte mit der Maus für uns nun endgültig zu Ende!
Unsere Einfahrt in den Bundesstaat Oregon findet standesgemäss im Schneegestöber statt – und dies über einen Pass von gerade mal 1500 müM… das kann ja heiter werden! Aber das Wetter klart tatsächlich etwas auf und als wir bei Nikki eintreffen, scheint schon fast die Sonne.
Die Wiedersehensfreude ist gross – sie ist grad mitten in einer Baubesprechung, denn ihr neues Wohnhaus steht erst im Rohbau… aber sie bricht diese Sitzung sofort ab und wir gehen zusammen Mittagessen in einem nahegelegenen Restaurant mit angeschlossener Bäckerei. Mmmh – wieder mal ein richtig feines Brot!
Nach einer ausführlichen Baustellen- und Landbesichtigung fahren wir zu ihrer momentanen Bleibe im benachbarten Sutherlin. Neben ihrem Häuschen ist gerade noch Platz für unseren Cruisie, so können wir grad da übernachten. Am nächsten Tag, dem Ostersamstag, ist ausnahmsweise mal strahlend schönes Wetter angesagt und so chauffiert uns Nikki bis an die Küste in die Oregon Dunes, einem ATV- und Buggie-Paradies für die ganze Familie. Nach einem kleinen Lunch und einem Spaziergang durchs hübsche Florence führt uns die kurvige Strecke dem Siuslawfluss entlang nach Eugene und Sutherlin zurück. Mit einem leckeren Salat und bei anregender Diskussion geht dieser Tag schnell zu Ende.
Interessant finde ich, dass sich fast die Hälfte aller Kalifornier, die wir bisher näher kennengelernt haben, zum Auswandern nach Oregon entschlossen haben. Ich denke, dass für viele Kalifornier die jahrelange Dürre wohl zu einer ziemlichen Belastung geworden ist, dazu kommen immer mehr Beschränkungen in Form von strengeren Gesetzen und hohen Steuerabgaben. Hier in Oregon dagegen fühlen sich viele noch „freier“ im amerikanischen „way of life“ ohne die ganzen Regulierungen. Und vor allem hat es unendlich viele Flüsse mit Wasser in rauen Mengen… Die Kehrseite der Medaille ist dann eben das feuchtere und deutlich kühlere Klima.
Am Ostermorgen verabschieden wir uns dann von dieser liebgewonnenen, so enthusiastisch vorwärts denkenden Freundin und steuern wieder südwärts. Wir folgen dem Umpquafluss durch sein enger werdendes Tal immer höher hinauf – bis wir schliesslich beidseits der Strasse von hohen Schneewänden flankiert werden…!
Am kreisrunden Craterlake, einem See in einem Vulkankrater, war Kölbi auf seiner ersten Amerikareise vor 30 Jahren schon mal, damals jedoch im Hochsommer und in Shorts. So ist er jetzt doch bass erstaunt ob all dem Schnee, der hier noch meterhoch liegt! Das Besucherzentrum ist richtiggehend begraben unter den Schneemassen und am See oben bläst ein eisig-kalter Wind, so dass wir unseren Aufenthalt aufs Foto-Shooting beschränken…
Die nächsten Tage setzt wieder Dauerregen ein und wir fahren nach Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens.
Wir besuchen die „Oldtown“, eine im Westernstil wiederaufgebaute Altstadt und besichtigen danach auch das Capitol, wo wir von einer engagierten Dame über dessen Geschichte und Renovation aufgeklärt werden. Sogar die Porträts von Ronald Reagan und Arnold Schwarzenegger dürfen wir bewundern in der Ahnengalerie der kalifornischen Bundesstaatspräsidenten…
Am Abend sind wir von zwei Amerikanern zum Nachtessen eingeladen, die wir zuvor im Death Valley kennengelernt haben. Mika ist gebürtige Japanerin und David hat jahrzehntelang in Japan gelebt – eine interessante Mischung und wir verbringen einen schönen Abend mit lebhaften Diskussionen.
Am nächsten Morgen zeigt sich die Sonne wieder einmal und wir beschliessen, dies und die ideale Lage unseres bisher teuersten Campingplatzes dieser Reise (40 US$) zu nutzen und fahren mit unseren Fahrrädern die Velowege entlang des Sacramento-flusses auf und ab. Auch hier zeigen sich die Folgen des vielen Regens – der Fluss ist an mehreren Orten über die Ufer getreten. Doch glücklicherweise hat man hier dem Fluss noch genügend Raum gelassen, so dass es wunderschöne grüne Auen hat, die nun teilweise unter Wasser stehen. Was wiederum ein
Problem für die vielen Obdachlosen sein dürfte, die sich hier in freier Natur ihr eigenes Zeltlager aufgebaut haben. Wie wir nun schon öfter gehört haben, soll Kalifornien mit seinem milden Winter-Klima und den grosszügigen sozialen Hilfseinrichtungen viele Aussteiger und Gescheiterte aus ganz Amerika anziehen…
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir durch Wein- und Obstbaugebiete zurück nach Stockton, wo wir uns vor der Garage von Valley Hybrids für die Nacht einquartieren dürfen.
Die folgenden zwei Tage wird dann an unserem Cruisie geschraubt und gewerkelt, er bekommt die seit Oaxaca tropfende Dichtung ersetzt, einen neuen Zahnriemen eingebaut und etliche Filter und Bremsbeläge gewechselt. Ich erledige unterdessen die Wäsche, lade unseren letzten Bericht ins Internet und erkunde die Stadt mit dem Fahrrad. Fahrradfahren ist hier in den Städten etwas gewöhnungsbedürftig: entweder fährt man auf ausgeschilderten Velowegen, die sind allerdings dürftig und führen selten dahin wo man hin muss – oder man fährt auf den Strassen, was wiederum für den amerikanischen Autofahrer ungewohnt ist, denn er traut sich kaum mich zu überholen. Die meisten Fahrradfahrer in der City sind ohnehin Obdachlose, die sich kein Auto leisten können und sie fahren meist auf den Gehsteigen, was wegen der vielen Absätze aber auch nicht praktisch ist. Da haben wir Velofahrer es in Europa schon besser!
Nach eineinhalb Tagen verabschieden wir uns zufrieden von unseren Mechanikerfreunden – sie haben wirklich gute Arbeit geleistet! Wir steuern die Sierra Nevada Bergkette an und übernachten in einem Waldstück kurz unterhalb der Schneegrenze. Am nächsten Morgen fahren wir dann über einen der wenigen offenen Pässe, den Carsonpass, der mit seinen 2633 müM immer noch unter einer meterhohen Schneedecke liegt – nur die Strasse ist freigeräumt worden. Durch tolle Landschaften geht’s runter in die dahinter liegenden Täler. Mittagsrast machen wir an frei zugänglichen heissen Quellen (allerdings vorausgesetzt, man hat ein Allradfahrzeug!), wo wir uns ein warmes Bad nicht entgehen lassen.
Kurze Strecke später haben wir dann freie Sicht auf den Monolake, einen grossen, sehr salzhaltigen See, der für seine bizarren Tufa-Gebilde berühmt ist, die durch unter Wasser gelegene Quellen entstanden sind.
Wir streifen kreuz und quer durch diese Tufa-Türme, bewundern die Spiegelungen im See und übernachten auch am Seeufer. Wir sind von Schneebergen und dunklem Vulkangestein umgeben, eine irre, surreale Landschaft.
Der nächste Tag führt uns Richtung Osten, wir queren riesige Einöden nördlich des Death Valley, vorbei an riesigen Militär-Trainingsgebieten (zusammengenommen fast halb so gross wie die Schweiz!) und erreichen kurz nach Mittag Rachel, ein Kaff, das hauptsächlich aus einem Pub und ein paar Häusern besteht. Berühmt wurde es durch ausserordentlich häufige UFO-Sichtungen und sonstige skurrile Vorkommnisse, so dass das Pub nun von diesem Ruhm lebt und Self-Parkplätze
für UFOs, allerlei Souvenirs und Alien-Burgers anbietet (uns schmeckt er allerdings auch nicht viel besser als die sonst erhältlichen… 😉 – doch dafür ist das Pub an diesem Samstagmittag brechend voll! Witzig gemacht…
Etwas nördlich von Las Vegas campieren wir direkt an der Abbruch-Kante zu einem tief ausgeschnittenen Canyon und geniessen endlich wieder einmal Shorts-Wetter. Nach einem kurzen Einkaufshalt in der nächsten Stadt fahren wir zum Zion-Nationalpark.
Nach dieser längeren Pause sind wir nun wieder voll fasziniert vom roten Gestein… aber immer noch nicht vom Rummel und dem Gedränge in den Parks. So verzichten wir dieses Mal gleich auf den Shuttle-Bus und erkunden den Park mit unseren Fahrrädern, was wunderschön ist und unserer Fitness gut tut. Beim Retourfahren radeln wir durch den seit dem Vormittag als „besetzt“ angeschriebenen Campingplatz – und siehe da: es hat ja noch einen freien Platz…! Den reservieren wir uns gleich und kurze Zeit später wird auch der neben uns noch frei… da soll einer das System hier verstehen…!
Der weniger bekannte Ostteil des Parks fasziniert uns noch mehr und wir unternehmen da zwei Wanderungen. Die erste führt uns an einer ganzen Herde Bighorn-Schafen vorbei (sie ähneln unseren Steinböcken) und zu einem
tollen Aussichtspunkt. Die zweite wird uns von zwei Frauen empfohlen und führt über tolle Slickrock-Felsen in ein menschenleeres Tal an vielen versteckten kleinen Wasserbecken vorbei.
Die nächste Nacht verbringen wir in der Nähe von Kanab, einer Touristenhochburg, die wohl zu einem guten Teil auch von der dort täglich stattfindenden Wave-Permit-Verlosung lebt. Die Wave (Welle) ist eine besonders schön gezeichnete rot-weiss-gestreifte Felsformation, deren Zugang auf 20 Personen pro Tag beschränkt ist. Die Hälfte dieser
Permits werden im Internet vergeben und die andere Hälfte an eben diesem täglichen „Spektakel“ im Informationscenter verlost. Als wir morgens um acht Uhr da antraben, buhlen wir mit 59 anderen Gruppen von 2-7 Personen um die zwanzig Einzeltickets… Chance gleich null, aber wir haben zumindest mal die amerikanische Show-Kunst hautnah miterlebt!
Unsere Chance war eigentlich minim grösser, weil wir uns mit Regine&Walter aus der Schweiz, die wir von Südamerika her kennen, abgesprochen haben: sie waren am Tag vorher hier und haben für uns (so wie wir heute für sie) mitgeboten… dann hätten wir nämlich die Wanderung gemeinsam gemacht. Nun aber sieht es so aus, als ob wir sie schlussendlich nicht mal mehr treffen werden… Aber wie es der Zufall will: wir kreuzen uns auf einer der Pisten der Umgebung! Unser Schwatz dauert leider wegen des kalten Windes und der herumwirbelnden Schneeflocken(!) nicht allzu lange – wir beschliessen uns dann in der Schweiz mal an einem gemütlicheren Ort zu treffen!
So fahren wir weiter bis zum Bryce-Canyon, der auf über 2300müM an einer Abbruchkante liegt. Die Erosion hat mit Hilfe des nächtlichen Gefrierens und tagtäglichen Wiederauftauens wunderbare Stein-gebilde, Türme und Zacken geformt – eine einzige Märchenwelt aus Formen und Farben. Zuoberst an der Kante liegt noch Schnee und wir wandern auch im Schneegestöber los – doch kurze Zeit später im tief darunter liegenden Tal können wir an der Sonne und im T-Shirt gehen und staunen!
Hier ist auch der Campingplatz nicht voll ausgebucht (kein Wunder bei den Temperaturen… – uns gefriert in der Nacht sogar die Abwasserleitung ein!) und so können wir sowohl den Sonnenunter- wie den -Aufgang mitverfolgen, dick eingepackt in Mütze, Schal und Winterjacke, wohlgemerkt.
Fürs Frühstück fahren wir noch zu einem weiteren Aussichtspunkt, doch lange hält uns die Kälte nicht mehr hier oben auf diesem Plateau und wir machen uns auf zu neuen Abenteuern.
Unten im Tal lockt die Cottonwood-Road mit diversen Steinbögen, engen Schluchten und ein paar Graden mehr Wärme… wir sind nun im Grand Staircase Escalante Nationalpark angekommen, dem jüngsten und naturbelassensten, „wildesten“ aller Parks in den USA. Er hat noch viele „weisse Flecken“, sogenannte Wilderness-Areas (Wildnis-Gebiete), kaum Teerstrassen und dafür viele anspruchsvolle Pisten und Canyons zum Entdecken. Gemacht für uns!
Wir unterbrechen die Fahrt immer wieder mal um einen Steinbogen zu bewundern, einen ausgewaschenen Slot-(„Münz-Schlitz“) Canyon anzu-schauen oder gar zu durchwandern, unternehmen Abstecher zu „Stein-Pilzen“ (grossen Felsbrocken auf schmalem Fuss) und geniessen den Anblick toller Fels-formationen. Es hat aber nicht nur Felsen, sondern auch Hügel aus weicher Erde in allen Farben, die verschiedene Mineral-Kompositionen enthalten und so weich sind, dass auf ihnen jeder Fussabdruck für Jahre sichtbar bleibt… da muss man dann seinen Verstand einschalten und nur auf festem Untergrund gehen oder allenfalls in den Auswaschungen der sandigen, meist ausgetrockneten Flussläufe. Schnell lernen wir auch
den Begriff der „kryptobiotischen“ Kruste kennen: von Cyano-Bakterien und Algen durchwachsene und dadurch zusammengehaltene Sanderde, die ein bisschen an unsere Wurmhäufchen erinnert und wasserspeichernd und erosionshemmend wirkt. Es dauert in diesem trockenen Klima über zehn Jahre solche Krusten aufzubauen – und nur eine Sekunde, um sie durch unbedachtes Herumlaufen zu zerstören! Daneben lernen wir auch auf die „Potholes“ (Pfützen-Vertiefungen im Fels) acht zu geben, da sich in diesen auch in der Trockenheit noch abgelegte Eier von Insekten und Krustentieren befinden, die bei den seltenen Regenfällen dann sofort ihren Entwicklungszyklus starten… Manchmal weiss ich
also auf meinen Wanderungen querfeldein kaum mehr, wo ich denn nun noch hintreten darf… Fliegen kann ich nämlich (leider!) noch nicht 😉
In den Pariah Vermillion Cliffs unternehmen wir eine ganz speziell abenteuerliche Tour, die uns von Mitreisenden bereits in Mexiko empfohlen wurde und erstaunlicherweise (noch?) kein Permit braucht… wahrscheinlich, weil sie so abgelegen und nur auf schwierigen, sandigen Offroadpisten erreichbar ist!
Und weil mir schwierig alleine ja nie genügt, finde ich für Kölbi auch noch eine „kurze“ Streckenerweiterung… wo wir dann auch prompt steckenbleiben und erst mal Luft aus den Reifen ablassen müssen um den Hang hoch zu kommen! Aber all die Felsgruppierungen und -Formationen sind jeden Umweg wert und ich komme kaum mehr nach mit Fotografieren…!
Und was uns dann im Kerngebiet der White Pocket erwartet ist schlicht „mindblowing“, wie der Amerikaner sagen würde: einfach umwerfend! Oder wie Kölbi es ausdrückt: wer immer das erschaffen hat muss dabei einen Joint geraucht haben…
Wir bleiben zwei Tage hier, campieren mit einer amerikanischen Familie zusammen, die hier eine ganze Woche Ferien verbringt. Der Platz liegt auf 2000 Meter Höhe, es ist windig und kalt. Und dazu ist für die nächsten Tage eine Kaltfront gemeldet worden – so verziehen wir uns so schnell wie möglich in tiefere Lagen und fahren zu Lees Ferry an den Colorado River, bevor hier die Schneeflocken zu wirbeln beginnen!
In Lees Ferry entstand eine der wenigen Übergänge über den wilden Fluss, der sich sein Bett tief in die Landschaft gegraben hat. Südlich hat er den Grand Canyon gebildet, nördlich befindet sich heute der Powell-Staudamm mit dem verästelten Stausee und noch weiter im Norden hat der Fluss die verzweigten Canyonlands in die Sandsteinplateaus gefräst…
Seit Jahrtausenden bildet er eine natürliche Barriere quer durchs Land – wehe denen, die sich in Unkenntnis seiner Dimensionen in dieses Gewirr von Schluchten und Abgründen begeben haben…!
Doch hier an dieser gangbaren Stelle haben die frühen Pioniere erst eine Fähre und später dann eine Brücke errichtet. Und in der heutigen Zeit wurde noch eine zweite stärkere Brücke für den Schwerverkehr daneben gestellt…
Wir fahren weiter Richtung Page, das durch den Powell-Stausee zu einem regionalen Zentrum gewachsen ist. Kurz davor besuchen wir eine weitere Sehenswürdigkeit des Colorado: „Horseshoebend“, eine enge Fluss-Schlaufe, die vor allem bei asiatischen Touristen beliebt sein muss… wir bewegen uns mit Bus-Ladungen voller Chinesen den Hang hinunter zum zugegebenermassen sehr eindrücklichen Aussichtspunkt. Hier kennt der Selfie-Wahn wieder einmal kaum Grenzen und wir zwei wundern uns über all die schicken Kleidungsstücke und Mode-Freaks, die sich hier in der Natur draussen so vorteilhaft wie nur möglich in Szene setzen. Irgendwie tritt die Naturschönheit der doch gewaltigen Schlucht daneben irgendwie in den Hintergrund… – oder liegt es einfach daran, dass wir jetzt grad ein paar Tage fernab der Zivilisation waren und halt nicht so ganz gestylt daherkommen…?! Und wir uns den ganzen Rummel einfach nicht mehr gewöhnt sind??
Nun ja, wir gehen in Page nur kurz einkaufen und fahren dann gleich wieder raus in die Natur. Auf meiner Karte habe ich diverse Punkte gefunden, die mir interessant für Wanderungen erscheinen. Also besuchen wir erst noch den Visitor-Center um uns darüber zu informieren. Irgendwie finde ich aber den richtigen Draht nicht zum anwesenden Ranger hier und auf meine Fragen wimmelt er mich irgendwie ab mit „nein, da sei nichts Interessantes“ und „das sei viel zu weit“… komisch, meine Karte und mein Gefühl sagen da aber was ganz anderes…
Kölbi versteht mich auch nicht so recht und so fahren wir erst mal raus zu einem der Wander-Startpunkte. Obwohl es schon später Nachmittag ist, ziehe ich die Wanderschuhe an. In dem Moment kommt grad eine Vierergruppe von ihrer Wanderung zurück und wir beginnen ein Gespräch. Schnell stellt sich heraus, dass ein deutsches Paar dabei ist und sie sich extrem gut in der Gegend auskennen. Sie raten mir von meiner geplanten Wanderung ab, dafür müsse ich mindestens sechs Stunden rechnen… Dafür empfehlen sie auf meine Nachfrage hin dann das von mir zuerst angepeilte Gebiet als sehr schön, aber eher unbekannt. Schlussendlich stellt sich heraus, dass wir hier die Bekanntschaft mit dem Schreiber eines Wanderführers dieser Gegend gemacht haben – ein Volltreffer! Er kennt das ganze Escalante-Gebiet wie kaum ein anderer und weiss besser Bescheid als der dafür eigentlich zuständige Ranger…
Glücklicherweise ist Kölbi geduldig genug um mit mir noch bis zum anderen Wanderpunkt zu fahren, wo wir dann erst mal campieren wollen. Da angekommen, steht bereits ein Camperbus mit Anhänger dort, von den Besitzern jedoch keine Spur. Also stellen wir uns in die Nähe und ich unternehme eine erste kleine Erkundungstour in der Umgebung. Beim Zurückkommen sehe ich zwei Wanderer auf den Bus zugehen und zwei Tiere zuckeln hintendrein. Was sind denn das? Esel? Nein, zu klein, aber für Hunde zu gross, dazu haben sie Hörner… das sind ja zwei Ziegen! Also eigentlich sind’s ja Geissböcke! Ich muss laut lachen – das haben wir auf unserer ganzen Reise noch nicht gesehen: die zwei, Pat und Brice, wie sich später herausstellt, reisen mit zwei ausgewachsenen Oberhasli-Geissböcken und einem Hund umher…!!!
Überhaupt sind die zwei überaus interessante Mitmenschen und zeigen auch eine gute Portion Humor. Sie erzählen uns von ihrem Wolf, den sie für ein Filmprojekt gross gezogen und zwanzig Jahre mit ihm gelebt haben, von ihrer kleinen Farm zuhause in Idaho und uns ist schnell einmal klar, dass wir die zwei, wenn irgend möglich, auf unserer weiteren Reise mal besuchen werden…
Als wir uns nach dem folgenden gemütlichen Morgen endlich von ihnen verabschieden, ist der halbe Vormittag schon um… aber egal, mit dem Gefühl zwei ganz besondere Menschen getroffen zu haben, begeben wir uns endlich auf meine geplante Wanderung um dieses unbekannte, interessante Terrain zu entdecken.
Und werden nicht enttäuscht: durch pittoreske Erosionslandschaft erklimmen wir einen Bergrücken und dahinter windet sich ein ausgewaschener, weiss getünchter Canyon ins Tal. Zwischen steil aufragenden Felstürmen durch müssen wir uns den Weg suchen und bleiben vor immer neuen Formationen fasziniert stehen. Ab und zu sind auch ein paar Klettergriffe gefragt und zum Schluss hin muss mir Kölbi auch ein wenig helfen um wieder rauszukommen. Aber ich bin voll begeistert von „meiner“ Entdeckung… dies ist wirklich tolles Abenteuerland pur!
Und zum Abschluss dieses tollen Tages fahren wir erst noch durch eine tief ausgewaschene Schlucht an den Powell Stausee, wo wir einen traumhaft schönen Abend am Lagerfeuer unter einem funkelnden Sternenhimmel verbringen dürfen.