Eine weitere Überraschung unter den zentralasiatischen Ländern ist Kasachstan für uns. Wir kamen mit gemischten Gefühlen ins Land, nachdem uns andere Overlanders vor der „Straf“- (Busse-) verteilenden Polizei und den miserablen Strassen gewarnt hatten… -doch wir trafen eigentlich nur auf nette Polizisten und inzwischen hat Kölbi auch das Auge dafür, wo die „Polizistenradarfallen“ stehen könnten. Selbst als wir wegen fehlendem Tageslicht am Auto gestoppt werden (2x!) lassen sie uns ohne „Straf“ wieder laufen, Touristenbonus!
Von der Route her haben wir uns nur ganz im Südosten dieses riesigen Landes aufgehalten, sind meist den Bergen entlang- oder durchgefahren und hatten daher keinen Kontakt mit den sterbenslangweiligen, miserablen Steppenstrecken Kasachstans, die es im Westen durchaus geben dürfte.
Im Gegenteil: wir sind eine der für uns eindrücklichsten Offroadstrecken gefahren unserer ganzen Reise! Na ja, laut GPS-Karte war sie ja auch nur als Wanderweg gekennzeichnet… aber es war ein ausgewaschener Feldweg quer durch die Berge, durch tolle Landschaften und an einzigartigen roten Sandsteinfelsen vorbei. Wir haben wundervolle Campingorte gefunden und die einsame Natur genossen. Nur ab und zu ist -vor allem mir- das Herz fast stehengeblieben vor Angst, dass unser Cruisie in dieser Schräglage gleich
kippen wird… Aber Kölbi hat all diese Partien toll gemeistert, nur die Reifen sind nun schon schlimm zerschnitten und wir sind des öfteren am Flicken. Ganz im Südosten des Landes konnten wir auch noch den Sharyn-Canyon erkunden, quasi eine Miniausgabe des Grand Canyons.
Zurück in Almaty müssen wir nur einen Tag auf‘s Mongolei-Visum warten. Die Nacht verbringen wir in einem der nahen Bergtäler, wo wir auch gleich Familienanschluss bei einem typisch kasachischen Picknick finden.
Kölbis Musikanlage hat (nach etlichen Flaschen Vodka) begeisterten Anklang und wir tanzen alle zusammen bis in die Nacht…
In Almaty selber sind wir erstaunt ob der riesigen Anzahl zum Teil total aufgemotzter Offroad-Limousinen und da wir an einem Hochzeitstag unterwegs sind, zählen wir sicher an die 15 Stretch-Limousinen, darunter auch eine Hummerversion! Es muss hier etliche Leute geben, die ganz gut verdienen und einen deutlich höheren Lebensstandard haben als in den umliegenden Ländern. Wir finden etliche westlich orientierte Einkaufstempel, wo wir vom französischen Weichkäse bis zu chilenischem Spitzenwein alles kaufen könnten… natürlich auch zu dementsprechenden Preisen! Am Nachmittag besuchen wir noch ein Skigebiet ganz in der Nähe. Wir sind aber ziemlich geschockt, als wir feststellen, dass hier vor nicht allzu langer Zeit wohl ein Sturm wie damals in der Schweiz der „Lothar“ durchgefegt ist: ganze Hänge mit wunderschönen Nadelbäumen liegen flach, hingelegt wie Streichhölzer! Überall sind Bagger und Holzarbeiter mit schweren Maschinen dran aufzuräumen, Kölbi erspäht auch einige beschädigte oder gar ganz weggewehte Dächer von ansonsten sicherlich schönen Villenhäusern. Ziemlich bedrückt verlassen wir das Tal schon bald wieder.
Wir wollen ein paar Tage an einem grossen See etwas nördlich von Almaty verbringen, müssen uns aber auf dem Weg dorthin mit viel Geduld wappnen: aus Ortsunkenntnis wählen wir ausgerechnet diejenige Strasse aus der Stadt raus, die am grössten Basar entlangführt, den wir bisher gesehen haben: Buden um Buden, Strassenzüge um Strassenzüge reihen sich die Händler und verkaufen alles von der Steckdose über trendige Markenkleider, Schuhen und Taschen bis zu Fleisch und Gemüse… klar, dass der Auto-Verkehr da zum erliegen kommt! Nach über eineinhalb Stunden Schritttempo sind wir endlich durch:-))
Am See spannen wir aus, waschen wieder einmal Wäsche und holen uns frischgefangenen Fisch bei den örtlichen Fischern – den sie mir gleich schenken! Wir erleben die Kasachen als überaus gastfreundlich, sie sind interessiert, wahren aber immer freundliche Distanz zu uns. Sehr angenehm!
Wir fahren der östlichen Grenze entlang Richtung Norden puttygen , queren immer wieder Berge und sehen in der Ferne Gletscher und Firn glitzern. Wunderschöne Gegend mit kristallklaren Flüssen und Seen, die uns immer wieder zum Baden und Schwimmen einladen. Leider treffen wir auch hier wieder auf das Kennzeichen aller schönen Picknick- und Übernachtungsplätze dieser Länder: Müll! Abfall, wohin das Auge schaut… je idyllischer der Platz, umso höher türmen sich die Berge. So wird es zur Routine, erst mal eine halbe Stunde ins Abfallsammeln zu investieren und ihn am Ende des Abends im Lagerfeuer zu verbrennen. Nicht gerade die feine Schweizerart, aber für uns die einzige Lösung um dem Problem Herr zu werden. Verbrennungsanlagen gibt es in diesen Ländern ohnehin nicht. Früher oder später landet -leider!- alles irgendwo draussen. Aber davon abgesehen befinden wir uns im Camperparadies: wunderbare freie Natur und immer wieder neue, tolle Landschaften. Vieles erinnert Moneygram agent uns an Australien!
Nach nur 18 Tagen verlassen wir dieses Land wieder, sind uns aber sicher, einige seiner schönsten Gegenden besucht zu haben! Morgen, am 1.August -dem Schweizer Nationalfeiertag- wollen wir über die Grenze nach Russland. Für uns gibt‘s da wohl nicht viel zu feiern – ausser die Zöllner feiern uns dann…. 😉